Nerven wie Drahtseile

Kultur

Für die Deutsche Oper Berlin hat Stan Hema die Spielzeitkampagne 23/24 entwickelt, die das Haus als Impulsgeber positioniert. Sie thematisiert menschliche Fragen, die in der Oper aufgeworfen werden und immer aktuell sind. Mit Hilfe des KI-Tools NeRF entstehen überraschende Bilder, die zum Nachdenken über den eigenen Standpunkt einladen.

Welche Bedeutung hat die Oper in Zeiten von Krisen und gesellschaftlicher Spaltung? Die Deutsche Oper möchte in der Saison 23/24 Anstoß und Raum geben, hierüber nachzudenken. Dazu rückt die Kampagne Fragen nach dem Menschsein ins Zentrum, aufgeworfen von aktuellen Premieren. Sie zeigt den Menschen im Moment der Konfrontation mit Fragen, auf die es keine eindeutigen Antworten gibt: Wer sagt, wo es lang geht? Woher kommt die Zuversicht? Warum suchst du das Glück?

Um der Ratlosigkeit visuellen Ausdruck zu verleihen, experimentierten wir mit verschiedenen KI-Tools und stießen dabei auf NeRF, Neural Radiance Fields. Diese bahnbrechende Methode der AR/VR-Technologie ermöglichte es uns, aus einer Reihe von 2D-Bildern fotorealistische 3D-Szenen und -Objekte zu konstruieren.

Passend zu den Premierenstücken wählen wir sechs Orte, an denen wir Menschen aus verschiedenen Perspektiven fotografieren. Aus den rund 600 Fotos, erstellen wir mit Hilfe von NeRF eine räumliche Ansicht. Für die Gestaltung der finalen Kampagnenmotive nutzen wir eine offene Flanke der Technologie: Durch Manipulation der Daten streuen wir Störungen in die realistisch wirkenden Szenen.

Das Ergebnis sind Animationen, die zwischen Realität und Fiktion oszillieren. Wir sehen Menschen an vertrauten Orten, umgeben von Unschärfen an den Rändern des KI-generierten Raums. Standbilder und Videofahrten liefern das Bildmaterial für die Kampagne. Gerade in der Bewegung entfalten sie ihre disruptive Wirkung: Während der Raum gleitet, verharrt der Mensch bewegungslos in der Mitte.

Zeitraum
2023
Leistungen
  • Motion Design
  • Kampagne
Ansprechpartner:in
Daniela Vogel
Design
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