Podium

Scheitern

Über Ideen, die auf der Strecke bleiben.

Peer Hempel und Finn Rodenberg
25. Januar 2022

Scheitern ist kein Thema, über das Kreative gerne sprechen. Warum eigentlich? Wir haben zwei unserer Gestalter gebeten, das Gefühl in Worte zu packen: Finn Rodenberg, der seit März 2022 festes Teammitglied ist, spricht mit unserem Design-Lead Peer Hempel über Ideale, Kurswechsel und Motivation.

Finn: Wann ist für dich ein Projekt oder eine Idee gescheitert?

Peer: Scheitern gehört zu jedem gestalterischen Prozess dazu. Alles, was man später auf Papier oder in den digitalen Raum bringt, durchläuft einen Prozess, bei dem Ideen auf der Strecke bleiben. Oft entsteht dieser Moment des Scheiterns, weil man seine Idealvorstellung nicht umsetzen kann. Entweder durch spontane Änderungen auf Auftraggeberseite oder durch einen internen Kurswechsel. Ich denke, dass das eigene Ideal oft unerreichbar ist. Das kann einen aber auch motivieren, immer so nah wie möglich dranzukommen.

Finn: Zweifelst du nach einem Misserfolg manchmal an deinen Entwürfen?

Peer: Nein, im Gegenteil – ich stehe eher hinter meinen Ideen und würde oft genauso wieder gestalten. Es wäre blöd, meine Haltung zu ändern, nur weil sie nicht verstanden wird. In diesem Falle provoziere ich ja sogar mit meiner Gestaltung und rege zum Nachdenken an. Das ist für mich dann auch ein Gewinn.

Finn: Du bleibst dir selbst treu und nimmst das Scheitern in Kauf?

Peer: Auf jeden Fall. Unsere Entwürfe passen zur Marke des Auftraggebenden – aber auch zu uns. Es kommt zwar vor, dass man durch eine Gruppenentscheidung die richtige Idee verwirft oder falsche Entscheidungen trifft, aus Angst nicht verstanden zu werden. Das blockiert. Passiert das öfter, hat das weitreichendere Konsequenzen, als einen Pitch zu verlieren. Je mehr du von deinen Prinzipien abweichst, desto mehr verändert sich die Agentur – auch nach innen. Da verliere ich lieber fünf Pitches und gewinne dafür einen, der zu unserer Kultur passt.

Finn: Wie fühlt sich Scheitern für dich persönlich an?

Peer: Wenn man scheitert, fragt man sich natürlich: „Warum?“ Hier sollte man rational bleiben und die Situation als Ganzes betrachten. Oft nehme ich Entscheidungen gegen unsere Projekte zu persönlich. Für mich ist Gestaltung keine Dienstleistung, sondern immer mit der eigenen Persönlichkeit verbunden. Das macht es nicht immer leicht, mit dem Gefühl des „persönlichen“ Scheiterns umzugehen. Es fühlt sich oft nach Enttäuschung an.

Finn: Wie findest du den Spruch „Scheitern als Chance?“

Peer: Scheitern ist immer auch ein Schritt nach vorne. Aber natürlich bleibt der eigene Anspruch, ein rundes Projekt abzuliefern – und damit auch die Angst, seiner eigenen Vorstellung nicht gerecht zu werden. Das blockiert, ist gleichzeitig aber auch mein größter Motivator, um besser zu werden, dranzubleiben oder einen anderen Weg einzuschlagen. Das Scheitern begleitet mich quasi immer auf der Suche nach der besten Lösung. An der Plattitüde „Aus Fehlern lernt man“ ist also was dran. Für mich ist es aber eher „Aus Fehlern lernt man weiter“.

Ansprechpartner:in

Peer Hempel
Design
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