Podium

Strategie trifft Design

Treffen sich Strategie und Design. Über die Kreativität, die in Fakten lebt.

Andreas Weber und Philipp Wiederhöft
12. März 2021

Wie arbeiten Strategie und Design am besten zusammen? Wir haben unseren Kreativdirektor Andreas Weber und unseren Strategen Philipp Wiederhöft gefragt, wie das ideale Teamwork aussieht. Ein Gespräch über Vorurteile, Offenheit, Bauchgefühl – und was passiert, wenn strategisch denkende Gestalter:innen auf kreative Strateg:innen treffen.

Andreas: Lass uns darüber sprechen, wie sich Designer:innen und Strateg:innen gegenseitig in den Wahnsinn treiben.

Philipp: Direkt einmal die Fronten verhärten, meinst du?

Andreas: Ja, genau. Was ich interessant finde, ist, wenn Strateg:innen so tun, als wüssten sie, wie es auszusehen hat. Und das schon von vornherein als Erwartungshaltung mit in den Prozess bringen. Wie sieht deine Welt aus, Philipp?

Philipp: Strateg:innen sind natürlich oft von Beginn an in einem Prozess involviert und stecken dann sehr tief im Thema. Und Gestalter:innen undankbarer Weise oft viel später. So entsteht ein Gefühl des Ungleichgewichts.

Andreas: Designer:innen, die ein strategisches Verständnis haben, sind ganz anders in Prozesse integriert. Ebenso Strateg:innen, die ein Design-Verständnis haben.

Philipp: Wann bereichert Strategie dein Design?

Andreas: Strategie hat für mich eine extrem emotionale Ebene. Wenn ich Strategien lesen, dann tauchen oft Bilder auf. Für mich sind das die ersten Schritte ins tatsächliche Erleben und Leben einer Marke. Gute Strategie formt für mich Identität.

Philipp: So muss es sein! Wenn die Strategie einer Marke bei dir nichts auslöst, wie soll dann die Marke was auslösen?

Andreas: Es gibt eine Kreativität, die in den Zahlen und in den Fakten lebt, und die du als Stratege versuchst, herauszuarbeiten! Eine Strategie, die eine gewisse Kreativität in sich trägt. Oder wie würdest du das beschreiben?

Philipp: Ja! Durch Analyse, Struktur und Klarheit schaffen wir die Möglichkeit, in der Ordnung etwas zu finden, das bewusst herausbricht. Einen Gedanken jenseits von Konventionen und bereits Bekanntem. Eine Lösung kann ohne Kreativität aber nicht entstehen.

Andreas: Analysen, die mir als Designer oder Auftraggeber einen Fremdblick auf die Marke ermöglichen, finde ich spannend. Wenn du zu nah an den Dingen bist, dann erkennst du ihre Wahrheit nicht mehr.

Philipp: Warum geben eigentlich Gestalter so wenig Feedback auf Strategie?

Andreas: Weil ihr Eigenbrötler seid und uns erst einladet, wenn ihr fertig seid. (lacht)

Philipp: Natürlich arbeite ich oft lange Zeit alleine. Und tüftle lange an Sätzen, Herleitungen, Überlegungen, bevor ich sie mit jemandem teile. Es gibt also keine Strategie-Entwürfe. Die Gestaltung hingegen lebt vom Entwurf. Spannend ist doch, diesen Perfektionismus, den es in der Strategie oft gibt, abzulegen, und zu sagen: Das ist ein Entwurf. Der gibt eine Richtung vor. Und er ist offen für Input.

Andreas: Phantastisch! Denn es gibt diesen einen Strategie-Satz, den ich nicht mag, seit ich Markenarbeit mache: „Ach nein, das habe ich mir aber ganz anders vorgestellt.“ Vielleicht ist genau dieser Punkt im agilen Arbeiten, dieser Moment des Entwurfs, unsere große Chance. Für beide Seiten.

Philipp: Wie viel Bauchgefühl und wie viel Intuition stecken in dieser Agilität idealerweise darin?

Andreas: Wie viel Bauchgefühl? Ganz viel. Verzahnung als kreativer Moment.

Philipp: Also mehr Gestaltung in der Phase der Strategie?

Andreas: Mehr Offenheit und Feedback – und zwar unabhängig davon, ob wir uns in der Phase der Strategie oder der Gestaltung befinden! Mehr Teamgeist und weniger Perfektionismus im Kreativprozess. Nicht alles immer alleine und sofort leisten müssen. Stattdessen: Es hat alles Platz. Heraus damit. Heraus damit.

Philipp: Ich glaube, oft fällt es schwer über Entwürfe zu sprechen, weil vieles aus einer Intuition heraus entsteht. Intuition ist doch aber wiederum nichts anderes als die Summe aus Gespür, Erfahrung und Wissen. In intuitiven Entwürfen steckt also durchaus Überlegung, Strategie. Nur unbewusst. Wenn wir da mehr drüber sprechen, lernen wir vielleicht selbst besser zu verstehen, wie und woraus kreative Ideen entstehen. Spannend!

Ansprechpartner:in

Andreas Weber
Markenberatung, Geschäftsführung
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