Custom Typeface für die documenta fifteen

Der Grundgedanke?
Austausch, Ressourcenteilung und kollektives Arbeiten sind die zentralen Themen der documenta fifteen. Durch Schriftgestaltung haben wir dieser Dynamik einen Ausdruck gegeben.

Die Typedesigner:innen?
Ein kreatives Kollektiv, passend zur Grundidee der documenta fifteen: Wir haben mit dem indonesischen Designstudio Studio 4oo2 und unserem ehemaligen Kollegen Fabian Maier-Bode gearbeitet. Studio 4oo2 kennen wir von der Entwicklung des documenta-Designs.

Der Schriftcharakter?
Uns war es wichtig, unterschiedliche Lettern zu nutzen, die ein dynamisches Schriftbild erzeugen. Die Basis bildeten Illustrationen von Studio 4oo2: Linien, die mit dem Prinzip von Unendlichkeit und Fortsetzbarkeit arbeiten. Durch sie entstand die Idee eines dynamischen Hybrids, der Hand- und Druckschrift kombiniert. Die kollektive Handschrift von Studio 4oo2 hat Fabian Maier-Bode mit einer vorindustriell-anmutenden Woodcut-Grotesk kombiniert. Sie wirkt holzschnittartig und warm, nicht so glattgeschliffen, wie viele serifenlose Schriften. Durch alternative Glyphen wird die Schrift dynamisch und bringt Prozess und Vielstimmigkeit zum Ausdruck. Ergänzt wird die MBI DCMNT-15 durch die Söhne Mono und die ausdrucksstarke Editorial New von Pangram Pangram Foundry, die das Wechselspiel von Informellem und Institutionellem zeigen. Die Mischung der drei Fonts schafft ein sehr lebendiges Schriftbild. Wir arbeiten mit sperriger Typografie, mit Blocksatz, mit dynamischer Ausrichtung und wollen damit ein Statement setzen.

Der Schrift-Alltag?
Lesbarkeit oder Zugänglichkeit stehen sich manchmal auf einer Skala gegenüber. Je mehr Identität eine Schrift besitzt, desto weniger zugänglich kann sie sein. Und natürlich andersherum. Wir haben uns für eine starke Identität entschieden – und setzen ungewöhnliche Kontraste durch den Dialog zwischen handschriftlichen Elementen und einer vorindustriellen Druckschrift. Auf der Website der documenta bieten wir eine einfache Version des Designs an, um einem möglichst breiten Publikum gerecht zu werden. Wir wollen und haben bereits bei der Auswahl der Glyphen darauf geachtet, dass sie lesbar und unterscheidbar sind. Trotzdem nimmt sich die Schrift das Recht heraus, so stark zu sein, wie sie ist. Und sie „funktioniert“. Immer wieder entstehen neue Schriftbilder und wir merken, dass das Gestaltungssystem trägt und lebendig wird. Es wächst; ist nicht mehr Theorie – und das ist schön zu beobachten.